Gemeinde Fischeln plant eine Kanalisation

Auszug aus dem Erläuterungsbericht zum Entwurf
von Zivilingenieur 0. Geissler, Gross-Lichterfelde

“Wenn in langen Regenzeiten viel Wasser gefallen ist, entstehen an einigen Stellen des Ortes Unbequemlichkeiten, weil das Wasser nicht schnell genug abfliesst. Störend sind diese Unbequemlichkeiten hauptsächlich des­ wegen, weil nicht allein reines Regenwasser stehen bleibt, sondern auch Abwasser aus Häusern, Wirtschaftswasser von Küchen usw., das in den Strassenrinnsteinen fliesst, in die Gräben kommt, dort anfängt zu faulen, und dann durch Geruch belästigt. […] Es sind mehr als 600 ha Land in das Projekt eingezogen worden. Auf diesem Gelände können einmal (nach der den Berechnungen zu Grunde gelegten, geringen Bebauungsdichte von 160 Menschen auf den Hektar) mehr als 100000 Einwohner leben, und jede der bald zu verlegenden Rohrleitungen ist gross genug berechnet, um stets voll auszurcichen — ganz gleich, wo die Entwickelung einsetzt. Heute hat Fischeln 9000 Bewohner . . . da wird die Zukunft wohl weit genug bedacht sein. […]

Das Zusammengehen mit Crefeld
Zwischen Fischeln und seiner Vorflut, dem Rhein, liegt Crefeld. Um zum Rhein zu kommen, müsste Fischeln also Crefelder Gelände benutzen. Crefeld selber baut zurzeit für seine Abwässer einen grossen Kanal nach dem Rhein hin, der unterhalb Uerdingen in den Strom einmünden soll, nachdem das Abwasser (in einer Kläranlage bei Uerdingen) mechanisch gereinigt worden ist. Für Fischeln wäre es das Gegebene, an diesen Kanal anzuschliessen, und ihn mitzubenutzen. Vorverhandlungen haben er­ geben, dass Crefeld geneigt ist, mit Fischeln ein Abkommen über die ge­ meinsame Benutzung des Kanals zu treffen, der ja — im Verhältnis zu Crefeld — durch das Fischeiner Abwasser nur ganz wenig in Anspruch genommen wird. […]

Baukosten der Kanalisation.
Wenn alle bisher angebauten Strassen eine volle einwandfreie Kana­lisation bekommen sollen, so kostet das 510000 Mk. Aber nach der Art des Projektes ist es ganz in die Hand der Gemeinde gegeben, soviel von den Leitungen auszubauen, wie ihr angemessen scheint. Man wird einen grossen Teil der veranschlagten Kanäle noch lange Zeit entbehren können, und dementsprechend vermindert sich die Gesamtsumme.”

Quelle:

Wasser und Abwasser Water and Sewage L’eau potable et l’eau d’égout, in Zentralblatt für Wasserversorgung und Beseitigung flüssiger und fester Abfallstoffe, herausgegeben von Dr. Ing. A. Schiele, Kgl. Bauinspektor und Dr. R. Weldert, Mitgliedern der Kgl. Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung zu Berlin, Erster Band, 1909
https://hdl.handle.net/2027/umn.31951000848812q